Anne Stangenberg

Heilpraktikerin (Psychotherapie)

Wenn alles zu viel wird


  • Was Overload und Shutdown wirklich bedeuten
  • Warum Selbstregulation oft missverstanden wird
  • Erste Anzeichen erkennen – bevor es kippt
  • Praktische Strategien für den Akutfall
  • Langfristige Wege zu mehr innerer Stabilität
  • Warum Selbstregulation nichts mit „Funktionieren“ zu tun hat

Es gibt Momente, in denen die Welt plötzlich zu laut wird. Zu schnell, zu grell, zu viel. Ein Geräusch zu viel, eine Bemerkung zu viel, ein Gedanke zu viel – und etwas kippt. Vielleicht merken Sie es zuerst körperlich: Die Schultern ziehen sich zusammen, die Atmung wird flach, das Herz schlägt schneller. Oder Sie spüren es innerlich: Alles wird leer oder eng oder irgendwie weit weg. Willkommen im Overload. Oder schon mittendrin im Shutdown.

Wenn Sie solche Momente kennen, sind Sie nicht allein. Und: Sie sind nicht „zu empfindlich“. Sie haben einfach ein Nervensystem, das sehr genau wahrnimmt – und das manchmal überfordert ist mit dem, was es verarbeiten soll. Das zu verstehen, kann schon der erste Schritt in Richtung Selbstfürsorge sein.

Was Overload und Shutdown wirklich bedeuten

Ein Overload ist wie eine Reizschwelle, die überlaufen ist. Reize – ob auditiv, visuell, sozial oder emotional – sammeln sich im Hintergrund. Irgendwann reicht ein kleiner Tropfen, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Ein Shutdown ist oft die Folge: Rückzug nach innen, Sprachlosigkeit, Bewegungsunfähigkeit, ein inneres „Offline-Sein“. Das ist keine Schwäche, sondern ein Schutzmechanismus.

Warum Selbstregulation oft missverstanden wird

Wenn wir von Selbstregulation sprechen, denken viele an Disziplin oder Kontrolle. Aber Selbstregulation bedeutet nicht, sich zusammenzureißen. Es bedeutet: sich spüren lernen. Verstehen, wann etwas zu viel wird. Und wissen, was einem hilft, bevor es kippt – oder wenn es schon gekippt ist. Das ist kein Automatismus, sondern eine Fähigkeit, die wachsen darf.

Erste Anzeichen erkennen – bevor es kippt

Oft gibt es Frühwarnzeichen. Vielleicht werden Ihre Gedanken hektischer. Vielleicht sind Geräusche plötzlich schwerer auszublenden. Vielleicht verändert sich Ihr Blick auf andere – oder auf sich selbst. Wer diese Signale kennt, kann gegensteuern. Nicht immer sofort, nicht immer perfekt. Aber manchmal reicht schon ein kurzes Innehalten, ein bewusster Schritt zurück, ein gedankliches „Stopp“.

Praktische Strategien für den Akutfall

Es gibt kein Rezept, das für alle passt. Aber hier ein paar Möglichkeiten, die vielen helfen:

  • Reizreduktion: Kopfhörer, gedimmtes Licht, ein ruhiger Ort.
  • Körperkontakt mit sich selbst: Eine Hand auf der Brust, ein warmer Schal, ein fester Druck.
  • Reizkanal umlenken: Knautschball, Kältepack, ein strukturierter Gegenstand zum Fühlen.
  • Selbstgespräch oder Mantra: „Ich darf so fühlen.“ „Ich bin gerade überfordert – und das ist okay.“
  • Atemübungen: Ohne Anspruch auf Kontrolle – eher: sanft begleiten, was ohnehin geschieht.

Langfristige Wege zu mehr innerer Stabilität

Regulation beginnt nicht im Moment des Zusammenbruchs, sondern weit davor. Schlaf, Ernährung, Tagesstruktur, Bewegung, Rückzugsräume – all das sind keine Wellness-Tipps, sondern Bausteine für ein tragfähiges Gleichgewicht. Auch Gespräche, Therapie, Austausch mit Gleichgesinnten können helfen, eigene Muster zu erkennen und passende Strategien zu entwickeln.

Warum Selbstregulation nichts mit „Funktionieren“ zu tun hat

Vielleicht haben Sie gelernt, dass man stark ist, wenn man weitermacht. Wenn man sich „nicht hängen lässt“. Aber genau das kann Selbstregulation blockieren. Es geht nicht darum, schnell wieder zu funktionieren. Sondern darum, ehrlich mit sich zu sein. Und sich ernst zu nehmen – auch (und gerade) dann, wenn das Außen das Gegenteil erwartet.

Vielleicht ist es genau das

Selbstregulation ist kein Ziel, das man abhaken kann. Es ist ein Weg, der leiser wird, je mehr man sich selbst zuhört. Ein Weg, auf dem es erlaubt ist, Pausen zu machen. Rückschritte. Und Umwege. Vielleicht ist es genau das, was Regulation ausmacht: dass sie uns nicht zu besseren Maschinen, sondern zu sanfteren Menschen macht.

Für sich selbst. Und vielleicht auch füreinander.

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Anne Stangenberg
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